Ein besseres Leben durch das richtige Futter für Pferde


Inzwischen hat wohl jeder gemerkt, dass das Wohlergehen der Pferde im Moment voll in den Scheinwerfern steht. Dieses Thema hat in den Niederlanden einige ziemlich langweilige Schriftstücke zuwege gebracht, aus denen ein hartnäckiger Leser ableiten kann, dass in der Versorgung und im Umgang mit Pferden noch einige Fehler gemacht werden. Dieses Thema bekommt dadurch zu Unrecht einen bitteren Nachgeschmack. Dabei sollte das überhaupt nicht der Fall sein. Es ist doch gerade interessant um zu wissen, wie man das Leben seines Pferdes angenehmer machen kann, zum Beispiel durch die richtige Fütterung.
 

Wenn man die praktische Seite betrachtet, und wer will das nicht, wenn man Pferde liebt, dann ist es doch wahnsinnig interessant um sich in die optimale Fütterung zu vertiefen. Es ist jedoch nicht ganz so einfach. Man braucht schon ein bisschen Hintergrundwissen. „Pferde haben ein deutlich besseres Leben, wenn sie auf die richtige Art und Weise gefüttert werden. Sie sind gebaut um ungefähr 75% ihrer Zeit, Tag und Nacht, energiearmes Raufutter zu suchen. Auch in der Nacht, denn ein Pferd hat nicht denselben Schlafrhythmus wie wir, auch wenn wir das oft denken. Ein Pferd muss von Natur aus beinahe immer knabbern und kauen. Sein ganzer Körper und sein Gehirn sind darauf eingestellt. Das Futter hat darum einen weitreichenden Einfluss auf das Verhalten des Pferdes“,  sagt Verhaltensforscherin Dr. Machteld van Dierendonck, Expertin im Pavo Grooming Team. „Das richtige Füttern ist zum Beispiel das Mittel um Probleme wie Krippenbeißen zu lösen oder zu vermeiden.“


Säuregrad

Kauen ist sehr wichtig für ein Pferd. Es ist nämlich die einzige Art und Weise, um Speichel zu produzieren. Den Speichel braucht das Pferd um den Säuregrad seines Magens instand zu halten. Ohne Speichel wird der Magensaft so sauer, dass ein Teil der Magenwand angegriffen wird und Geschwüre entstehen können. Kauen ist für ein Pferd auch ein Anti-Stress Mittel. Darüber hinaus vermuten Wissenschaftler, dass ein Pferd bei einem vollen Magen oder nach dem Erreichen eines bestimmten Zuckergehaltes nicht aufhört zu fressen, sondern erst nachdem es eine bestimmte Anzahl von Kaubewegungen gemacht hat. Viel Kauen ist darum unauflösbar mit einem Gefühl von Wohlbefinden beim Pferd verbunden. Und wenn es kein Raufutter zur Verfügung hat, sucht es eben eine andere Art, um mit seinem Mund beschäftigt zu sein, was zu „unerwünschtem“ Verhalten führen kann. Für eine gute Gesundheit ist es wichtig, dass der Magen-Darmkanal eines Pferdes immer zu einem gewissen Grad gefüllt ist. Beinahe uneingeschränkt Raufutter geben ist die Lösung, aber für viele auch gleichzeitig ein Problem. Denn man will natürlich auch kein dickes Pferd. Van Dierendonck: „Das meiste Raufutter hat viel zu hohen Futterwert. Für Pferde ist langstieliges, energiearmes Raufutter besser. Dieses Raufutter hat einen geringen Futterwert und die Pferde müssen lange darauf kauen. Durchgeschossenes Heu oder Heu, das nach dem 15. Juli geerntet wird, Stroh oder die Zweige nicht-giftiger Bäume sind ausgezeichnet. Altes Heu vom Vorjahr geht auch, aber das muss man dann schon gut nass machen um Schimmelspuren und Staub herauszuspülen.  


Energieverbrauch

Ein Freizeitpferd kann prima mit einer Diät aus gutem Raufutter und einigen zusätzlichen Mineralien und Vitaminen, zum Beispiel aus speziellen Briketts, auskommen. Für Sportpferde, trächtige oder milchgebende Stuten und junge Pferde ist das jedoch nicht genug. Die Lösung hierfür ist die Zufütterung von Kraftfutter, aber damit muss man vorsichtig sein. Einfach irgendwas zu füttern ist nicht ratsam. Van Dierendonck: „Ein Pferd ist nicht gebaut um Kraftfutter zu fressen, aber auch nicht, um hohe Hindernisse zu springen und schwere Dressurprüfungen zu laufen. Und doch tun wir das. Das geht auch, aber benutze Deinen gesunden Verstand. Gib Kraftfutter, aber nicht mehr als nötig und immer zusammen mit ausreichend Raufutter um seinen Magen zu schützen. Einem Pferd kein Raufutter zu geben ist eine Form von Tiermisshandlung.“ Von zu viel Kraftfutter wird ein Pferd zu dick. Kraftfutter kann schnell gekaut werden und es wird wenig Speichel produziert, mit dem Risiko eines sauren Magens. Darum ist es auch besser, ein Müsli mit Luzerne zu geben, das das Pferd länger und besser kauen muss. Große Portionen Kraftfutter sind überhaupt schädlich. Das Pferd hat einen kleinen Magen, da passen gerade mal zwei Liter hinein. „Der Magen-Darmkanal ist nicht auf solch eine große Dosis Energie auf einmal mit relativ wenigen Ballaststoffen eingestellt. Man kann also besser öfters kleine Mengen hochwertiges Kraftfutter füttern als einmal eine große Menge mit einem niedrigen Energiegehalt.“ Wie kann man sein Pferd vernünftig füttern, so dass es genug Energie hat, aber keine Beschwerden mit seinen Organen bekommt? „Berechne sorgfältig, was es braucht, zum Beispiel anhand des Buches Pferd & Futter von Andrea Ellis. Auch wenn man denkt, dass man es schon richtig macht, kann es nie schaden, um sich auch mal mit den Futterexperten des Pavo Grooming Teams zu beraten. 
Darüber hinaus ist es ratsam, das Futter über soviel kleine Portionen wie möglich zu verteilen, die man zum Beispiel im Stall unter dem Heu verstecken kann, oder in einen Futterball. Je länger das Pferd mit der Futtersuche zugange ist und je mehr es kaut, desto besser ist sein Leben.“