Gras und konservierte Grasprodukte

Gras
Kaum ein Futtermittel ist so vielfältig in Form und Beschaffenheit wie Gras.
In entsprechender Auswahl bietet Gras die ideale Nahrungsgrundlage für unsere Pferde, wobei auch hier die Meinungen weit auseinanderklaffen und mitunter recht abstruse Formen annehmen.

So wird immer wieder behauptet, dass Gras einen zu hohen Eiweiß- und zu niedrigen Energiegehalt besitzt und daher als alleinige Futtergrundlage für Reitpferde abzulehnen ist.

Begründet wird diese Aussage damit, dass
a) die heutigen Reitpferde ursprünglich aus edlem orientalischen Blut gezogen

     wurden und die Grasgrundlage im Orient wesentlich eiweißärmer ist, und es
b) in der Natur keine Reitpferde gibt, sondern lediglich Zuchtpferde.

Von Grundsatz her kann diese Behauptung keinesfalls so stehengelassen werden - hat aber bei näherer Betrachtung durchaus Substanz.

Natürlich ist es nicht damit getan, Pferde einfach auf eine x-beliebige Weide zu stellen.
In unserer heute üblichen intensiven Landwirtschaft finden sich die Schwerpunkte eher in Höchsterträgen und ausgedehnter Nutzungsdauer der bewirtschafteten Flächen; landläufig "Turbogräser" genannte Grasmischungen mit hohem Anteil an Weidelgräsern liefern auf gedüngten Flächen Grünfutter mit hohem Eiweißanteil und drei bis vier Heuschnitten pro Saison - ideal für optimale Milchleistung bei Kühen, aber Gift für unsere Pferde.
Auf die unliebsamen Effekte intensiv bewirtschafteter Weidegründe in Punkto Pferdefütterung geht dieser Leitfaden zum besseren Verständnis jedoch an anderer Stelle ein.

Mit der richtigen Grasmischung und extensiver Bewirtschaftung der Weideflächen ohne künstliche Düngemittel kann ein Pferd i.d.R. auch in ganzjähriger Robusthaltung optimal versorgt werden, auch wenn es regelmäßig geritten wird - ausgenommen sicherlich die hochgezüchteten Pferde, welche tagtäglich sportliche Höchstleistungen vollbringen müssen.

Wenn man einmal von Direktimporten aus südlichen bzw. orientalischen Ländern absieht, die ohnehin zunächst sowohl mit der Klima- als auch mit der Futterumstellung zu kämpfen haben, können selbst direkte Nachkommen asil gezogener Araber ohne Schwierigkeiten auf unseren mitteleuropäischen Weiden robust aufgezogen und gehalten werden.

Und selbstverständlich gibt es in der Natur (oder eher gesagt, in freier Wildbahn resp. in der Wildpferdeherde) keine Reitpferde - und ebenso selbstverständlich gibt es dort auch keine medizinische Versorgung ...